Das Königreich Belgien
Belgien ist ein Königreich, das an Deutschland, Frankreich, Luxemburg und an den Niederlanden grenzt. Es kann auch wie ein eigenartiger Kreuzweg zwischen den westeuropäischen Ländern betrachtet werden. Seine Hauptstadt Brüssel ist zugleich die Hauptstadt der Europäischen Union. Außerdem rühmt sich das Land seiner leckeren Schokolade, schmackhaftem Bier, flämischer Malerei und herrlichen Diamanten.
Noch am Anfang unserer Zeitrechnung lebten auf dem Territorium des heutigen Belgiens die Stämme keltischer Herkunft – die Belger. Im Jahre 57 vor unserer Zeitrechnung wurden diese Länder von Gaius Iulius Caesar erobert. Danach nannte man sie Gallia Belgica. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert gelang Belgica unter die Herrschaft der fränkischen Stämme, die später ihr Herzogtum gründeten. In verschiedenen Zeiten haben Frankreich, England und Spanien für die Herrschaft über dieses Land gekämpft. Erst nach der Belgischen Revolution im Jahre 1830 hat das Volk die langersehnte Unabhängigkeit für sich erkämpft. Schon seit fast zwei Jahrhunderte bewahrt Belgien seine Eigentümlichkeit und Einheitlichkeit. Geschichtlich ist das Territorium von Belgien in Regionen gegliedert: die Flämische Region, wo die Nachkommenschaft der germanischen Stämme lebt; die Wallonische Region, die damalige Heimat der romanisierten Belger und die zweisprachige Region Brüssel-Hauptstadt.
Das nördliche Gebiet des Landes – die historische Flämische Region – ist von besonderem Interesse. Der Grund dafür ist in erster Linie ihre Architektur, die man in den Städten wie Brügge, Gent und Antwerpen bewundern kann. Allein in Brügge gibt es mehr als zwei Tausend Sehenswürdigkeiten, viele von denen noch aus dem Mittelalter stammen. Die 122 Meter hohe belgische Liebfrauenkirche und ihre Marmorstatue mit dem Kleinkind versetzt in Staunen. Das ist eines der Werke der berühmten italienischen Maler und Bildhauer Michelangelo. Noch eine Sehenswürdigkeit der Flämischen Region – die Kathedrale Notre-Dame aus dem 14.-15. Jahrhundert wird sie sicher begeistern. Dieses faszinierende Gebäude mit der 120 Meter hohen Turmspitze befindet sich in der Stadt Antwerpen. Der Glockenturm dieser Kirche ist in die Liste der UNESCO-Welterbe eingetragen.
Als ein Schatz der belgischen Kultur gilt die flämische Malerei. Als unübertroffene Exemplare dieser Richtung der Kunst gelten die Bilder von Peter Paul Rubens in der Kathedrale Notre-Dame: „Die Kreuzaufrichtung“ und die „Kreuzabnahme“. Sie sind ein unschätzbarer Teil des Weltkunsterbes.
Die Wallonische Region wird auch oft das Land der Schlösser und Klöster genannt. Man sagt, dass auf jeden 25 Quadratmeter man ein Schloss finden kann. Dieses Territorium ist mit dem Ardennengebirge bedeckt. Das Gebiet kann seine Besucher mit einzigartigen Landschaften überraschen, dem Hohe Venn und seine Felsendenkmäler werden auch niemanden gleichgültig lassen. Faszinierend sind in Wallonien die Liebfrauenkirche, die an einem Felsen neben der Stadt Dinant liegt und die achtkantige Saint-Jean-Kirche in Lüttich. Das Schloss Hex ist ein erhabenes Rokoko-Gebäude, das mit einem reichen Garten und einem wunderschönen Rosengarten umgegeben ist. Dieses Schloss ist in den ersten Wochen von Juni und September für die Besucher offen – an diesen Tagen wird hier das belgische Pflanzenfestival durchgeführt.
Eine Besonderheit der Wallonischen Region ist eine große Anzahl verschiedener Museen, die der Geschichte Belgiens und Besonderheiten seiner Entwicklung gewidmet sind. In Lüttich befindet sich ein interessantes Museum – Grand Curtius. Hier wird das aus dem 11. Jahrhundert stammende Notger-Evangelium mit dem Elfenbein- und Edelsteinschmuck aufbewahrt. Besuchen sie auch das Diamantenmuseum in Antwerpen. Diese Stadt gilt als das weltweit bekannteste Zentrum für den Schliff und Verkauf der Brillanten, und Belgien ist nicht ohne Grund das Diamantenland genannt.
Äußerst reich und attraktiv für die Touristen ist die Hauptstadt Belgiens – Brüssel. Die berühmteste Sehenswürdigkeit von Brüssel befindet sich im Stadtzentrum. Es geht um die Kathedrale St. Michael und St. Gudula. Das ist eines der hervorragenden Vorbilder der gotischen Kunst. Die Besucher werden über die Majestät der Kathedrale verblüfft. Auch die einzigartige Glasmalerei der bekannten Künstler wird viele überraschen. Es ist empfehlenswert auch die anderen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt zu besichtigen, darunter das Rathaus mit dem 90 Meter hohen Turm, das größte Museum „Mini-Europa“, wo sich mehr als hundert Modellen europäischer Denkmäler der Geschichte und Architektur befinden, Königliche Museen der schönen Künste mit ihrer reichen Ausstellung der ägyptischen und antiken Kunststücke. Der Zentralplatz der Stadt Grand Place darf man auch nicht außer Acht lassen. Er gilt als das wunderschönste Architekturwerk in der Welt.
Ohne die wichtigsten Institutionen der Europäischen Union kann man sich Brüssel kaum vorstellen. Hier haben der Europäische Rat, der Rat der Europäischen Union, die Europäische Kommission und der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss ihren Sitz. In der Hauptstadt Belgiens befinden sich auch der Europarat, das Informationszentrum der UNO, das NATO-Hauptquartier und die Hauptquartiere von fast zwei Tausend internationaler Organisationen, mehr als tausend ausländischer Unternehmen und 150 Auslandsvertretungen.
Belgien ist nicht nur für seine raffinierte Architektur und rasche Entwicklung der Wirtschaft bekannt. Das Königreich rühmt sich auch seiner besonderen traditionellen Küche und hervorragenden Feierlichkeiten. In diesem Land organisiert man die spannendsten Karnevale, die schon traditionell vor den großen Fasten, während der Mai-Feiertage und vor dem Nikolaustag im November stattfinden. Ein von den Touristen sehr beliebtes Festival – das Fest der Blumen – wird jedes Jahr in zweiter Hälfte von August durchgeführt. In dieser Zeit ist der Grand Place mit einem riesigen Blumenteppich bedeckt, und die Feier selbst wird mit Licht, Musik und Erzählung der belgischen Mythen und Sagen ergänzt.
Was die nationale Küche angeht, so mögen die Belgier das leckere Essen, dabei legen sie besonderen Wert auf die Traditionen der Vorbereitung und des Konsums der Gerichte. Deswegen sind hier die Imbiss-Buden kaum zu finden, dafür riecht man überall die leckeren Speisen aus den zahlreichen Restaurants. In den meisten Lokalen kann man Garnelen mit Tomaten, flämischer Spargel und, selbstverständlich, Fisch bestellen. Außerdem ist Belgien auf seine reiche Tradition der Bierbrauerei stolz. Das berauschende Getränk aus diesem Land gilt als das schmackhafteste in ganzem Europa. Hier kennt man mehr als tausend verschiedene Bierarten. Man sagt auch, dass jede Woche noch ein Rezept dieses Getränkes von den Bierbrauern erfunden wird. Also ist in Belgien das Kiwi-Bier oder Banane-Bier kein Wunder mehr.
Den Belgier gelingt es, ihre reiche Biertradition mit der Liebe zur Schokolade zu kombinieren. Die belgische Schokolade gilt als eine der besten in der Welt. Ihre Geschichte begann noch im 18. Jahrhundert, wenn ein Apotheker aus der Hauptstadt an einem Arzneimittel gegen Husten arbeitete. Stattdessen hat sich aber die bittere belgische Schokolade ergeben. Noch am Anfang des 20. Jahrhundert war die Schokoladenmasse mit geriebenen Nüssen sehr beliebt. Schon damals hieß man sie Praline. Zahlreiche Geschäfte, wo man verschiedene handgemachte Bonbons kaufen kann, bestätigen die kräftige Liebe aller Belgier zu der Schokolade. In der Stadt Brügge kann man das Schokoladenmuseum besichtigen und auch von diesem wunderbarstem Produkt in einem der Schokoladenrestaurants naschen.